Ad gratulationem zum 80. Geburtstag von Professor Dr. med. Heinrich Halsband am 6. Oktober 2016

Professor Dr. med. Heinrich Halsband, emeritierter Ordinarius der Klinik und Poliklinik für Kinderchirurgie des Universitätsklinikums Lübeck, begeht am 06.10.2016 seinen 80. Geburtstag. Eng mit seinem Namen verbunden ist die Entwicklung und der Aufbau der Kinderchirurgie nicht nur in Schleswig-Holstein. Grund genug für einen Rückblick auf einen Lebensweg im Dienste der Kinderchirurgie.

Nach abgeschlossenem Studium an den Universitäten in Bonn, Göttingen und Kiel begann Prof. Halsband seine medizinische Ausbildung an der Universitäts–Kinderklinik in Kiel bei Prof. Dr. Wiedemann. Hier erlangte er die Anerkennung als Facharzt für Pädiatrie. Schon bald zeigte sich sein besonderes Interesse für die chirurgischen Probleme des Säuglings– und Kindesalter. Konsequenterweise führte ihn diese Wissbegierde in die Kinderchirurgie nach Bremen zu Prof. Dr. Rehbein – einem der wichtigsten Begründer der Kinderchirurgie in Deutschland – und
erhielt hier seine kinderchirurgische Ausbildung. 1968 erfolgte ein Studienaufenthalt im „Hospital for sick Children, Great Ormond Street, London".

1970 begann Prof. Halsband seine Arbeit in Lübeck an der damals Medizinischen Hochschule als Oberarzt für Kinderchirurgie in der Kinderklinik bei Prof. Hansen. Aus räumlichen Gründen erfolgte diese Tätigkeit anfangs im städtischen Krankenhaus Süd, ab 1972 dann in den Räumen der chirurgischen Klinik der Medizinischen Hochschule bei Prof. Dr. Remè. Im gleichen Jahr erhielt er die Facharztanerkennung für die Chirurgie und für das Teilgebiet Kinderchirurgie. Zielstrebig baute Prof. Halsband nach und nach eine leistungsfähige kinderchirurgische Einheit auf. Schon bald konnte das gesamte Spektrum des Faches – bestehend aus Kindertraumatologie, Kinderurologie, Neugeborenenchirurgie sowie aller abdominellen und thorakalen Eingriffe im Kindesalter – auf hohem Niveau durchgeführt werden.

Darüber hinaus ist es seiner Initiative zu verdanken, dass schon in den 70iger Jahren die beiden ersten und für lange Zeit einzigen 2 Betten für Schwerstbrandverletzte Kinder in Schleswig–Holstein eingerichtet und mit großemErfolg bis zu seiner Emeritierung betrieben wurden.

Internationale Aufmerksamkeit erlangte Prof. Halsband mit einer tierexperimentellen Studie zum Ösophagusersatz durch freie autologe Transplantate von Jejunummukosa und -submukosa.

Diese Arbeit war Grundlage seiner Habilitation im Jahre 1978 und wurde ein Jahr später mit dem Richard-Drachter-Preis der deutschen Gesellschaft für Kinderchirurgie ausgezeichnet.

Ebenfalls 1978 konnte Prof. Halsband eine eigenständige Klinik für Kinderchirurgie mit 40 Betten gründen und erhielt so eine erste Anerkennung für seinen unermüdlichen Einsatz für die Belange chirurgisch erkrankter Kinder.

1980 wurde er zum ordentlichen Professor für Kinderchirurgie an der Medizinischen Hochschule Lübeck ernannt. Schritt für Schritt etablierte er mit bekannt hoher Einsatzbereitschaft und Streitbarkeit die Kinderchirurgie in Schleswig-Holstein und schuf so die einzige Spezialklinik dieser Art im Lande, die nicht selten letzter Ansprechpartner für Problemfälle war und ist.

1987 endlich konnte die Klinik für Kinderchirurgie ein eigenes komplett renoviertes Haus mit zwei Stationen, einer Intensiveinheit nebst zwei Zimmern für Schwerstbrandverletzte Kinder, Ambulanzräumen und zwei Operationssälen umziehen.

Gegenstand seiner wissenschaftlichen Untersuchungen und des besonderen chirurgischen Interesses waren u .a. der Vesiko-urethro-renale Reflux, die langstreckige Trachealstenose, die Osteogenesis imperfecta, juvenile Knochenzysten, sowie die Laparochisis und Omphalozele.

Neben ca. 140 Beiträgen in medizinischen Fachzeitschriften und Büchern und etwa 380 wissenschaftlichen Vorträgen hatte Prof. Halsband noch Zeit zu vielfältigen berufspolitischen Aktivitäten. So war er viele Jahre Mitglied des Präsidiums der Deutschen Gesellschaft für Kinderchirurgie und Präsidiumsmitglied der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie (1989-1992).

1990 war er als Kongresspräsident für die Ausrichtung der 28. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Kinderchirurgie in Köln verantwortlich. Desgleichen richtete er 1999 als Präsident und Kongressvorsitzender die Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Plastische- und Wiederherstellungschirurgie e. V. in Berlin aus.

Der Beruf als Kinderchirurg war für Professor Halsband buchstäblich Berufung. In seiner Laudatio zum 60. Geburtstag von Professor Halsband schrieb der leider viel zu früh verschiedene Mainzer Ordinarius Prof. Siegfried Hofmann v. Kap-herr im Zentralblatt für Kinderchirurgie 1996. Zitat: „Für ihn gebührt dem Patienten allerhöchste Priorität. Er verlangt absolute Genauigkeit bei der Diagnosestellung und der Analyse jedes einzelnen Falles ebenso wie bei der Ausführung eines jeden operativen Eingriffes. Wir kennen ihn als einen energiegeladenen Arzt, der, durchaus sogar in kantiger Art, notfalls auch streitbar, sich nachdrücklich einsetzt für die Interessen seiner Patienten und damit für das Gebiet der Kinderchirurgie überhaupt."

Diese Charakterisierung haben seine ehemalige Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sowie Schülerinnen und Schüler zutiefst verinnerlicht und versuchen diese Einstellung kommenden kinderchirurgischen Generationen weiter zu vermitteln. Von Professor Halsband haben wir gelernt, dass nicht jeder, der gegen den Strom schwimmt, die falsche Richtung eingeschlagen hat. Der Ausspruch: „ Kinderchirurgie bedeutet Sorgfalt im Detail", klingt zumindest auch in den Ohren der Schülerinnen und Schüler des Unterzeichners nachhaltig weiter.

Auch seine Vorliebe für präzise schriftliche Kommunikation inner- und außerklinisch ist seinen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern nicht nur im Gedächtnis haften geblieben, sondern diente auch dem Training für kommende berufliche Herausforderungen.

Im Namen der Deutschen Gesellschaft für Kinderchirurgie, seinen ehemaligen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern sowie den zahlreichen kinderchirurgischen Schülern wünsche ich Herrn Professor Dr. Halsband alles Gute zu seinem Geburtstag, Gesundheit und das er noch lange Kraft haben möge, für seine Familie und seine zahlreichen privaten Interessen, genügend Zeit zu finden.

Michael Barthel