Ehemalige Präsidenten der Deutschen Gesellschaft für Kinderchirurgie

Werner von Ekesparre

Priv.-Doz. Dr. Werner von Ekesparre war einer der Pioniere der Kinderchirurgie in Deutschland.

Nach der Assistentenzeit bei Prof. Naegeli in Tübingen erwarb er das kinderchirurgische Wissen von 1954 bis 1958 bei Herrn Prof. Rehbein in Bremen.

1958 bis 1984 war er Chefarzt der Kinderchirurgischen Klinik im Kinderkrankenhaus Walddörfer in Hamburg Duvenstedt und von 1970 bis 1973 Präsident der Deutschen Gesellschaft für Kinderchirurgie. Diese nüchternen Daten gehören zu einem Menschen, der sein Leben voll und ganz der Kinderchirurgie gewidmet hat.

Bei all dem fand Werner von Ekesparre noch Zeit für seine Familie, für Kunst und Kultur.

Nach der Flucht seiner Familie von der Insel Ösel (Estland) in den Westen wurde er 1919 in Misdroy, Pommern, geboren.
Häufiger Ortswechsel während der Schulzeit bis zum Abitur im Balteninternat in Misdroy war schon in jungen Jahren eine große Herausforderung. Nach Militärdienst, Studium und chirurgischer Ausbildung schlug er 1958 in Hamburg-Duvenstedt seine Zelte auf.

Ein geräumiges Haus für die Familie mit 4 Kindern am Stadtrand von Hamburg, nahe dem Naturschutzgebiet und nur knapp 1 km von der Klinik entfernt, gab ihm die Möglichkeit, trotz ständiger Dienstbereitschaft die Natur im Duvenstedter Brook zu erleben. Höhepunkte waren die Radtouren mit der Familie oder Spaziergänge alleine mit dem geliebten Hund Urka, sein ständiger Begleiter in den freien
Stunden. Dabei konnte er neue Kraft schöpfen und seinen metaphysischen Gedanken nachgehen, die dann in zahlreichen tief empfundenen, lyrischen Gedichten ihren Ausdruck fanden. Dabei kam auch seine Freude an der Sprache zum Tragen, die auch die Darbietung seiner wissenschaftlichen Vorträge auszeichnete.

Das stets gastliche, fröhliche Haus wurde von seiner Ehefrau Gudrun in vorzüglicher und liebevoller Weise geführt. Musik, Gesang und Tanz erfüllten das Haus,
wobei der Schwesternchor der nahe gelegenen Klinik fest mit eingebunden war. Viele Kollegen aus dem In- und Ausland
und Freunde des Hauses erinnern sich an schöne Stunden in dem von Werner von Ekesparre konzipierten Kaminzimmer in
einem Anbau des Hauses. Dort wurden dann beim Rauschen des nahe gelegenen Flüsschens oder beim Prasseln des Kaminfeuers Gespräche auf hohem Niveau über Themen aus Medizin, Ethik und Politik geführt. Werner von Ekesparre vertrat stets eine gut fundierte Meinung, nahm aber jeden anderen ernst gemeinten Beitrag positiv auf. So kam es immer zu einem lebendigen Gedankenaustausch. Prof. Rehbein hatte während seiner Präsidentenschaft freundschaftliche Beziehungen zum westlichen Ausland geknüpft. Werner von Ekesparre baute auf Grund seiner Herkunft aus dem Baltikum
neue Brücken zu den Kollegen der östlichen Nachbarländer auf. Daraus erwuchs eine gute Freundschaft vor allem zu den polnischen Kollegen. So hatte er sie auch hin und wieder in seinem Ferienhaus, einem ehemaligen Forsthaus in Hessen, zu Gast. Dort fand er auch selbst Ruhe und Erholung und entwickelte neue Pläne.

Die Verbindung zwischen Medizin und Ethik fand auch ihren Ausdruck in der Ehrenvorlesung über „die Hand" für Prof.
Max Grob, die dann zu einer Gedenkvorlesung anlässlich des Kongresses der Schweizerischen Gesellschaft für Kinderchirurgie in Biel wurde.

Auch sein Vortrag über „Die Zeit – der Raum, in demwir leben" regte zu philosophischen Überlegungen an und gab einen Einblick in die religiös geprägte, weit gespannte Gedankenwelt von Werner von Ekesparre.

Er engagierte sich über Jahre als Mitglied des Rotary Clubs Hamburg-Alstertal. Dies gab ihm die Möglichkeit, karitativ tätig zu sein und kulturelle und wissenschaftliche Programme zu unterstützen.

Im August 1998 schloss Werner von Ekesparre nach einem langen, mit großer Geduld ertragenen Leiden in seinem Hause
im Kreise seiner Familie die Augen. In seiner aufrechten, zielstrebigen und den Menschen zugewandten und hilfsberei-
ten Lebensweise bleibt er vielen von uns ein Vorbild.

Hans Würtenberger