Dissertationen und Habilitationen

2013
  • Dissertation
Nachuntersuchungen von Patienten mit korrigierter Ösopahgusatresie mit einem besonderen Stellenwert auf das pulmonologische Langzeitergebnis
Dittrich, René
Dr. Petra Degenhardt/ Prof. Ph. Stock
Universitätsmedizin Berlin -Charité
Einleitung: Eine Ösophagusatresie stellt eine seltene aber schwerwiegende angeborene Fehlbildung dar, die aufgrund ihrer anatomischen Konstellation, häufig in Verbindung mit tracheoösophagealer Fistelbildung, eine Vielzahl von gastroösophagealen und pulmonologischen Früh- und Spätkomplikationen begünstigt. Ziel dieser Arbeit war es, die unterschiedlichen Krankheitsverläufe von Kindern mit korrigierter Ösophagusatresie in Hinblick auf Komplikationen und Langzeitfolgen darzustellen. Neben der Auswertung retrospektiver und anamnestischer Daten zum operativen und postoperativen Verlauf, sowie zu gastroösophagealen Auswirkungen, sollte ein besonderer Fokus auf die Untersuchung von Zusammenhängen der Langzeitfolgen für das pulmonale System gelegt werden.

Material und Methoden: 27 Patienten mit einer korrigierten Ösophagusatresie im Alter von 5 bis 20 Jahren nahmen an der Studie teil. Es wurden Spirometrien bzw. Bodyplethysmographien, sowie Laufbandbelastungstests nach Bruce zur Beurteilung der Lungenfunktion und körperlichen Belastbarkeit durchgeführt. Weitere Daten zu Schwangerschaft und Perinatalperiode, dem operativen und perioperativen Ergebnis, zu pulmonologischen und gastroösophagealen Komplikationen, sowie zur körperlichen Entwicklung wurden anhand von patientenbezogenen Fragebögen, sowie durch Einsicht der Patientenakten erfasst.

Ergebnisse: 17 Studienteilnehmer (63 %) zeigten eine abnorme Lungenfunktion in Ruhe oder nach Belastung. Eine restriktive Ventilationsstörung (rein restriktiv oder kombiniert) wurde bei 11 Teilnehmern (41 %) gemessen, eine obstruktive Ventilationsstörung (rein obstruktiv oder kombiniert) bei 13 Patienten (48 %). 22 Studienteilnehmer (81 %) konnten die Laufbandbelastung protokollgemäß durchlaufen. Mit einem Z-Score von 1,40 (Mittelwert) für die Laufbandbelastung war die körperliche Belastbarkeit somit signifikant kleiner als der Durchschnitt der Referenzwertpopulation. Es konnte gezeigt werden, dass signifikante Korrelationen zwischen dem Vorliegen von restriktiven Ventilationsstörungen und der Distanz der Ösophagusblindsäcke, der Dauer postoperativer Beatmung, einem gastroösophagealen Reflux, sowie rezidivierende Aspirationspneumonien im Kleinkindalter bestehen. Die körperliche Entwicklung zeigte eine ansteigende Tendenz sowohl für die Größen- als auch für die Gewichtszunahme mit zunehmendem Alter. Acht Patienten (30 %) gaben aktuelle, 21 Studienteilnehmer (78 %) im Kleinkindalter regelmäßig aufgetretene Atemwegssymptome wie z.B. Stridor, Hustenattacken oder rezidivierende Bronchitis an. Bezogen auf gastroösophageale Komplikationen beschrieben 14 Studienteilnehmer (52 %) aktuelle und 22 Patienten (81 %) im Kleinkindalter aufgetretene Symptome wie z.B. Dysphagie oder gastroösophagealen Reflux.

Schlussfolgerung: Es konnte gezeigt werden, dass eine Ösophagusatresie und ihre (Früh-)Komplikationen signifikante Auswirkungen auf das pulmonologische Langzeitergebnis, gemessen an abnormalen Lungenfunktionswerten und insbesondere dem Auftreten restriktiver Ventilationsstörungen, haben. Eine langfristige und regelmäßige Nachsorge von Patienten mit korrigierter Ösophagusatresie ist von besonderer Wichtigkeit, um das Entstehen und Fortschreiten von assoziierten Pathologien (Ventilationsstörungen, gastroösophagealer Reflux, u.a.) frühzeitig zu erkennen und durch geeignete Maßnahmen entgegenwirken zu können.