Pressekonferenz der Deutschen Gesellschaft für Kinderchirurgie (DGKCH)

Termin: Freitag, 14. September 2012, 12.45 bis 13.45 Uhr Ort: CCH-Congress Center Hamburg, Saal C3/C4 Anschrift: Marseiller Straße, 20355 Hamburg

Themen und Referenten

Was Kinderchirurgie heute leistet – Die wichtigsten Fortschritte der letzten 50 Jahre Professor Dr. med. Jörg Fuchs Präsident DGKCH, Ärztlicher Direktor der Kinderchirurgie und Kinderurologie mit Poliklinik am Universitätsklinikum Tübingen

Mit High-End-Technik und Lupenbrille – Chirurgie bei Früh- und Neugeborenen Professor Dr. med. Udo Rolle Direktor der Kinderchirurgie am Klinikum und Fachbereich Medizin Johann Wolfgang Goethe-Universität, Frankfurt am Main

Downhill-Biking, Skateboarding & Co. – (Neue) Verletzungen bei Trendsportarten für Kinder und Jugendliche Professor Dr. med. Lucas M. Wessel Direktor der Kinderchirurgischen Klinik, Universitätsmedizin Mannheim, Fakultät für Medizin Mannheim, Universität Heidelberg

Kindgerechte Chirurgie trotz Spardiktat der Kassen? Krankenkassen bauen Leistungen ab – Wo Kinder und Eltern heute zu kurz kommen Professor Dr. med. Stuart Hosie Chefarzt der Klinik für Kinderchirurgie am Städtischen Klinikum München

Inhalt

Pressemeldungen (s. Links)

Redemanuskripte

  • Professor Dr. med. Jörg Fuchs
  • Professor Dr. med. Udo Rolle (Literaturliste)
  • Professor Dr. med. Lucas M. Wessel

Faktenblatt Deutsche Gesellschaft für Kinderchirurgie (DGKCH)

Curriculum Vitae der Referenten

Falls Sie das Material in digitaler Form wünschen, stellen wir Ihnen dieses gerne zur Verfügung. Bitte kontaktieren Sie uns per E-Mail unter: presse(at)dgkch.de


Fortschritte in der Kinderchirurgie – 50. Jahrestagung der DGKCH

Professor Dr. med. Jörg Fuchs, Präsident DGKCH, Ärztlicher Direktor der Kinderchirurgie und Kinderurologie mit Poliklinik am Universitätsklinikum Tübingen

Die Deutsche Gesellschaft für Kinderchirurgie (DGKCH) kann in den letzten 50 Jahren auf eine erfolgreiche medizinische Entwicklung zurückblicken. Kinderchirurgen wie Fritz Rehbein etablierten in den 60iger Jahren neue, international anerkannte Operationsmethoden und auch heute nimmt die deutsche Kinderchirurgie international eine führende Rolle ein. Ein Beleg dafür ist unter anderem die Austragung von zwei international hochkarätigen Kongressen im Jahr 2013, dem Europäischen Kinderchirurgenkongress in Leipzig und dem Weltkongress für Kinderchirurgie in Berlin.

Durch die spezielle kinderchirurgische Behandlung konnten die Überlebensraten von angeborenen Fehlbildungen wie Nichtdurchgängigkeit der Speiseröhre, Bauchwanddefekte oder Darmatresien von 20 Prozent in den 1960iger Jahren auf über 95 Prozent gesteigert werden. Ein Erfolg der nicht nur auf der Chirurgie allein, sondern auch der besseren intensivmedizinischen Betreuung der Neugeborenen beruht. Außerdem gelang es die Lebensqualität der Kinder deutlich zu verbessern (zum Beispiel soziale Stuhl- und Urinkontinenz bei Fehlbildungen) und durch die Einführung von minimal-invasiven Operationsverfahren das Operationstrauma zu reduzieren. Gleichzeitig wurden die kosmetischen Resultate erheblich verbessert. Beispiele hierfür sind die sogenannte „Knopflochchirurgie" bei Lungenfehlbildungen oder Nichtdurchgängigkeit der Speiseröhre im Neugeborenenalter. All diese Entwicklungen basieren auf dem Engagement von Chirurgen, die sich ausschließlich der Behandlung von Kindern widmen.

Einen weiteren Meilenstein stellt die chirurgische Behandlung von Krebserkrankungen dar. Durch eine enge interdisziplinäre Kooperation mit Kinderärzten und Strahlentherapeuten gelang es auf der Grundlage von bundesweit einheitlichen Behandlungsprotokollen die Überlebensrate der Kinder mit Krebserkrankungen von 20 Prozent Anfang der 1970iger Jahre auf 75 bis 80 Prozent zu verbessern. Diese Entwicklung stellt eigentlich eine medizinische Revolution dar und ist heute Vorbild für die Weiterentwicklung von Behandlungskonzepten in der Erwachsenenonkologie. Die Kinderchirurgen erarbeiten hierzu chirurgische Behandlungsrichtlinien mit dem Ziel der Organerhaltung und der Reduktion von verstümmelnden Operationsverfahren in der Kinderkrebstherapie. Eine weitere Optimierung in der Behandlung erhofft man sich durch eine Zentralisierung der onkologischen Betreuung auf der Grundlage des GBA-Beschlusses Kinderonkologie.

Die Entwicklung der Kinderurologie als weiteres Arbeitsfeld innerhalb der Kinderchirurgie wurde wiederum durch die „Knopflochchirurgie" vorangebracht. Heute werden Nierenentfernungen oder Nierenteilentfernungen zum Teil nur über einen minimalen Zugang am Bauchnabel bzw. Operationen Am Nierenbecken und Harnleiter über Drei-Millimeter-Einschnitte durchgeführt.

In den letzten Jahren setzt sich die DGKCH zunehmend mit Fragen der Qualitätssicherung auseinander, um allen Kindern eine optimale und fachgerechte Behandlung anzubieten. Ein Weg der Qualitätskontrolle ist die Zertifizierung von Behandlungszentren. Hierzu erarbeitet die Fachgesellschaft zum Beispiel in der Neugeborenenchirurgie ein bundesweit einheitliches Konzept. Zukünftig sieht die Fachgesellschaft ihre Aufgabe aber auch in der Prävention von kindlichen Unfällen. Hierzu sind entsprechende Arbeitsgruppen aktiv.

Literatur:

Guido Seitz, MD, Tobias M. Dantonello, MD, Christoph Int-Veen, Dipl-Med Inform., Gunnar Blumenstock, MD, MPH, Jan Godzinski, MD, Thomas Klingebiel, MD, Andreas Schuck, MD, Ivo Leuschner, MD, Ewa Koscielniak, MD, and Jorg Fuchs, MD on behalf of the CWS-96 Study Group: Treatment Efficiency, Outcome and Surgical Treatment Problems in Patients Suffering From Localized Embryonal Bladder/Prostate Rhabdomyosarcoma: A Report From the Cooperative Soft Tissue Sarcoma Trial CWS-96 Pediatr Blood Cancer_ 2010 Wiley-Liss, Inc. DOI 10.1002/pbc.22950. Published online in Wiley Online Library (wileyonlinelibrary.com)

Jan Godzinski, MD, PhD, Harm van Tinteren, PhD, Jan de Kraker, MD, PhD, Norbert Graf, MD, Christophe Bergeron, MD, PhD, Hugo Heij, MD, PhD, Dietrich von Schweinitz, MD, Joerg Fuchs, MD, Giovanni Cecchetto, MD, George Audry, MD, Frederic Gauthier, MD, and Bengt Sandstedt, MD on behalf of the SIOP Nephroblastoma Trial & Study Committee: Nephroblastoma: Does the Decrease in Tumor Volume Under Preoperative Chemotherapy Predict the Lymph Nodes Status at Surgery? Pediatr Blood Cancer 2011;57:1266–1269 _ 2011 Wiley Periodicals, Inc. DOI 10.1002/pbc.23147 Published online 29 April 2011 in Wiley Online Library (wileyonlinelibrary.com)

Joerg Fuchs, MD, Katarina Kienecker, MD, Rhoikos Furtwangler, MD, Steven W. Warmann, MD, Dietrich Bürger, MD, Joachim W. Thürhoff, MD, Josef Hager, MD and Norbert Graf, MD: Surgical Aspects in the Treatment of Patients With Unilateral Wilms Tumor A Report From the SIOP 93- 01/German Society of Pediatric Oncology and Hematology Annals of Surgery • Volume 249, Number 4, April 2009 © Lippincott Williams & Wilkins

(Es gilt das gesprochene Wort!)


Mit High-End-Technik und Lupenbrille – Chirurgie bei Früh- und Neugeborenen - Literaturliste

Professor Dr. med. Udo Rolle, Direktor der Kinderchirurgie am Klinikum und Fachbereich Medizin, Johann Wolfgang Goethe-Universität, Frankfurt am Main

Udo Rolle, Renaldo Faber, Eva Robel-Tillig, Oliver Muensterer, Wolfgang Hirsch, Holger Till: Bladder outlet obstruction causes fetal enterolithiasis in anorectal malformation with rectourinary fistula. Journal of Pediatric Surgery (2008) 43, E11–E13, Elsevier

A. REITTER, J. PETERS, B. WITTEKINDT, H. BUXMANN, F. GEKA, U. ROLLE, R. SCHLOEßER and F. LOUWEN: Prenatal management of diaphragmatic rhabdomyosarcoma presenting with fetal hydrops. Ultrasound Obstet Gynecol 2012; 40: 235–237 Published online 9 July 2012 in Wiley Online Library (wileyonlinelibrary.com). DOI: 10.1002/uog.10113

Juan A. Tovar: Congenital Diaphragmatic Hernia. Tovar Orphanet Journal of Rare Diseases 2012, 7:1 http://www.ojrd.com/content/7/1/1

M. Lacher , S. Froehlich , D. von Schweinitz , H. G. Dietz: Early and Long Term Outcome in Children with Esophageal Atresia Treated Over the Last 22 Years. Frühe Morbidität und Langzeitergebnisse
bei Kindern mit Ösophagusatresie. Klin Padiatr 2010; 222: 296– 301 © Georg Thieme Verlag KG Stuttgart, New York


Frakturen im Kindesalter – (neue) Verletzungen bei Trendsportarten

Professor Dr. med. Lucas M. Wessel, Direktor der Kinderchirurgischen Klinik, Universitätsmedizin Mannheim, Fakultät für Medizin Mannheim, Universität Heidelberg

Frakturen treten im Kindesalter häufiger als bei gesunden Erwachsenen auf. Kinder und Jugendliche verfügen selten über eine differenzierte Risikoeinschätzung. Der kindliche Knochen ist weniger stabil, jedoch deutlich elastischer als bei Erwachsenen. So erklären sich die höhere Inzidenz der Frakturen und deren schnellere Heilung. Das kindliche Skelett ist ein dynamisch wachsendes Organ, dessen Wachstumseigenschaften und Reaktionen auf Traumatisierung durchaus bekannt sind. Hierzu verweisen wir auf die einschlägigen Lehrbücher (vLaer et al. 2007, Marzi et al. 2006, Rockwood et al. 2006). Die Frakturbehandlung erfordert präzise Kenntnisse der Epidemiologie, Röntgenanatomie und Wachstumseigenschaften gesunder und verletzter Knochen. Die Binsenweisheit „Kinder sind keine kleinen Erwachsenen" wird dennoch zu selten beherzigt, berücksichtigt man die Zahlen der Schlichtungsstellen der Deutschen Ärztekammern. Klagen in Zusammenhang mit der Frakturbehandlung im Wachstumsalter werden überdurchschnittlich häufig anerkannt. Bestätigte Fehler betreffen ungenaue klinische Befunderhebung, Fehldeutung des Röntgenbefunds, dem Frakturmuster nicht angemessene konservative oder operative Behandlung und unterlassene oder unzureichende Frakturkontrolle. Die Behandlung von Frakturen um das Ellenbogengelenk zeigte mit 77 Prozent die höchste Fehlerquote (Vinz und Neu 2009).

Wo und bei welcher Gelegenheit die Unfälle genau auftreten, hängt stark vom Alter der Kinder ab.Die Häufigkeit der Frakturen ist zunächst mit dem Lebensalter steigend. Der Häufigkeitsgipfel liegt bei Mädchen zwischen dem 4. und dem 7. Lebensjahr, bei Jungen zwischen dem 7. und dem 13.Lebensjahr. 75 Prozent der Frakturen ereignen sich bei Mädchen vor dem 9. Lebensjahr, bei Jungen hingegen bis zum 12. Lebensjahr. Die meisten Unfälle ereignen sich im häuslichen Bereich, gefolgt von Sport, Spielplatz beziehungsweise Schule. Verkehrsunfälle stellen eher seltene Ereignisse dar,führen dann zu ernsten Verletzungen. Im Vorschulalter dominieren häusliche und Spielplatzunfälle,im Schulalter jedoch die Sportunfälle. Bei der Lokalisation überwiegt bei Weitem die obere Extremität mit 50 bis 75 Prozent vor der unteren Extremität, auch abhängig von der Jahreszeit mit unterschiedlichen Sportarten. Einer amerikanischen Studie zufolge erleiden bei Snowboard-Unfällen 27 Prozent der Kinder Kopf- und Halsverletzungen, bei 58 Prozent sind die oberen und bei 10 Prozent die unteren Extremitäten betroffen. Einer finnischen Studie zufolge nahm die Inzidenz von Frakturen im Kindesalterallgemein ab, jedoch war aufgrund von Sportverletzungen eine Zunahme der Knochenbrüche der oberen Extremität um fast ein Drittel (vor allem Unterarm und Handgelenk) zu verzeichnen.

Zu den neuen Trendsportarten der letzten Jahre und in welchen Altersgruppen diese ausgeübt werden,gibt es leider keine Statistiken. Im Internet und auf YouTube lassen sich aber anschauliche Beispiele finden. Im Winter steigt die Inzidenz von Unterschenkel- und Sprunggelenksfrakturen (Snowboard),insgesamt sind ellbogennahen Frakturen bei kleinen Kindern und distale Unterarmfrakturen am häufigsten bei fast jeder Sportart. Echte Hits sind alle Sportarten, die mit großer Geschwindigkeit„down hill", also den Berg hinunter, gehen, und seit Jahren vor allem bei Jugendlichen sehr beliebt.Beispiele sind Downhill-Biken als besondere Form von Mountainbiking, jegliche Form von Skateboarden, – auch downhill – und Skating – in welcher Form auch immer, street, agressive, alpinoder speed. Als neue Form der Fortbewegung kommen „Heelies" – eine Art Sportschuh mit einer Rolle an der Ferse – sehr in Mode. Mit den Rollen erreicht man eine hohe Geschwindigkeit– vor allemdownhill – sodass mit diesem Trend eine Zunahme der Verletzungen möglich ist. Trampoline erfreuen sich ungebrochen großer Beliebtheit in nahezu allen Altersklassen. Im Winter ist Snowboarden nach wie vor sehr populär. Die Sportarten, bei der die Geschwindigkeit sehr hoch wird und bei denen viele waghalsige Stunts durchgeführt werden, sind am unfallträchtigsten. Dazu gehören alle Formen von downhill-fahren mit Fahrrad, Skates oder Boards und Trampolins.

Als sehr gefährlich ist das große Trampolin einzuschätzen, gerade dann, wenn Kinder unterschiedlichen Alters gleichzeitig springen. Durch die Sprungkraft der Großen werden die Kleinen geradezu herauskatapultiert und ziehen sich an allen Extremitäten ernste operationsbedürftige Frakturen zu.Dies passiert vor allem, wenn keine Netze oder sonstige Sicherheitsvorkehrungen getroffen werden.Gefürchtet sind in solchen Situationen auch Schädelfrakturen, die mit Substanzverletzungen und Hirnhautblutungen einhergehen können.

Während kleine Kinder in der Regel Schutzkleidung, Helme und Schützer, tragen, werden diese gerade von älteren Schulkindern und Adoleszenten abgelehnt. Wie für viele Sportarten gilt: Wer es gut kann, sieht dabei „cool" aus und zieht alle Aufmerksamkeit auf sich. Umso mehr, wenn der Sport noch unbekannt und dazu sehr spektakulär ist. Schutzkleidung und Helm sehen dabei eher „uncool" aus und nicht selten bringen vor allem Jugendliche sich in Gefahr, weil sie weder Helm noch Gelenkschützer tragen. Dadurch entstehen sehr ernste Kopfverletzungen und vermehrt Frakturen der oberen Extremität (vor allem distale Unterarmfrakturen) bei Sportarten wie Skating, Rad- und Wintersport. Hier muss vor allem in den Schulen frühe Aufklärung betrieben und gesteigerter Wert auf Prävention gelegt werden. Studien aus Österreich (Steiermark und Region um Graz) zeigten, dass erfolgreiche Aufklärungen und kontrollierte Prävention zu einer Abnahme von ernsten Verletzungen im Sport bei Schulkindern führten.

Zum Schluss bleibt noch der Hinweis auf die Behandlung kindlicher Knochenbrüche. Während im Erwachsenenalter nahezu alle Frakturen der operativen Therapie zugeführt werden, ist dieses Vorgehen im Wachstumsalter nicht immer notwendig. Es muss genau differenziert werden, an welcher Extremität und in der Nähe welcher Wachstumsfuge Frakturen auftreten. Nahe an hochpotent wachsenden Wachstumsfugen können verbliebene Fehlstellungen durch das weitere Wachstum zuverlässig korrigiert werden. Somit ist die konservative Therapie gerade am distalen Unterarm immer noch Behandlungsmethode der Wahl. Aufwendige Osteosynthesen, insbesondere Platten und Schrauben, sollten nur selten im Kindesalter Anwendung finden.

Kinder sind keine kleinen Erwachsenen und es muss in der Behandlung von Frakturen auf das weitere Wachstum Rücksicht genommen werden. Im Gegensatz zu Erwachsenen können verbliebene Fehlstellungen durch das Wachstum spontan korrigiert werden, jedoch nicht an jede Lokalisation und in jedem Alter. Die Fraktur darf nicht im Schaftbereich liegen oder in der Nähe von Fugen, die nur langsam wachsen und sich sehr früh verschließen, wie in der Nähe des Ellenbogens. Wer sich nicht mit dem Phänomen Kind und Wachstum auseinandersetzt, wird keine kindgerechte Therapie wählen und zum Beispiel aufwendige Plattenosteosynthesen machen, wo einfache Drähte oder auch ein Gips ausreichen.

Leider kommt es auch zu Fehlbehandlungen. Dazu haben Vinz und Kollegen im Deutschen Ärzteblatt 2009 die Erfahrungen der Schlichtungsstelle Nord ausgewertet. Zwischen 2002 und 2007 wurden 189 Klagen eingereicht und die fehlerhafte Behandlung in 64 Prozent bestätigt. Das ist die doppelte Quote im Vergleich zu den anderen Verfahren. Knochenbrüche um das Ellenbogengelenk hatten mit 77 Prozent die höchste Fehlerquote. Dabei wurde der klinische Befund nicht richtig erhoben, das Röntgenbild fehlgedeutet, die Fraktur konservativ oder operativ unangemessen behandelt oder der Heilungsverlauf unzureichend kontrolliert. 13 Prozent der Kinder werden von der fehlerhaften Behandlung schwere Dauerschäden davontragen.

Literatur:

Vinz H, Neu J: Arzthaftpflichtverfahren nach Frakturbehandlung bei Kindern. Dtsch Ärztebl Int 2009; 106(30):491–98

v. Laer L, Kraus R, Linhart W: Frakturen und Luxationen im Wachstumsalter. Stuttgart, New York: Thieme 5. Auflage 2007

v. Laer L, Kraus R: Die konservative Behandlung von Frakturen der langen Röhrenknochen im Wachstumsalter. Unfallchirurg 2007; 109: 811–23

Weinberg AM, Marzi I, Günter SM, Wessel L, Riedel J, von Laer L: Die suprakondyläre Oberarmfraktur im Kindesalter – eine Effizienzstudie. Ergebnisse der multizentrischen Studie der Sektion Kindertraumatologie der Deutschen Gesellschaft für Unfallchirurgie – Teil I: Epidemiologie, Effektivitätsprüfung und Klassifikation. Unfallchirurg 2002; 105(3): 208–16

Marzi I (Hrsg.): Kindertraumatologie. Darmstadt: Steinkopff 2006

Beaty JH, Kasser JR (eds) Rockwood and Wilkins' Fractures in children, Lippincott Williams and Wilkins Philadelphia 7. Auflage 2010

Kraus R, Wessel L: The treatment of upper limb fractures in children and adolescents Dtsch Arztebl Int. 2010 Dec;107(51–52):903-10. Epub 2010 Dec 27.

(Es gilt das gesprochene Wort!)



Die Deutsche Gesellschaft für Kinderchirurgie (DGKCH)

Gegründet 1963 vertritt die Deutsche Gesellschaft für Kinderchirurgie (DGKCH) die Interessen der Kinderchirurgen in Deutschland in allen wissenschaftlichen, fachlichen und beruflichen Belangen. Sie ist Ansprechpartner für die weit über 500 kinderchirurgisch tätigen Ärzte, die hierzulande in mehr als 100 Klinken und Abteilungen sowie als Niedergelassene tätig sind.

Seit Anfang der 1990er Jahre ist es in Deutschland möglich, sich zum Facharzt für Kinderchirurgie zu qualifizieren. Mit den Subspezialisierungen Kinderurologie, Kindertraumatologie und Neugeborenenchirurgie entwickelt sich das Fach seither stetig weiter. Kinderchirurgen behandeln heute Kinder jeden Alters – vom Früh- und Neugeborenen, über Kleinkinder bis hin zu den Jugendlichen. Zu den häufigen Eingriffen gehören Operationen von Fehlbildungen, Unfallverletzungen oder auch die interdisziplinäre Krebstherapie. Hierbei kommen modernste Techniken zum Einsatz wie etwa die minimal-invasive Entfernung des Blinddarms.

In 14 Arbeitsgruppen und Arbeitsgemeinschaften (AGs) setzen sich Experten der DGKCH mit ausgewählten kinderchirurgischen Themen auseinander und erarbeiten Behandlungsstandards. Hierzu gehören die AG für Minimal-invasive Kinderchirurgie, AG Kinderurologie und der Arbeitskreis des Schwerbrandverletzten Kindes.

Die DGKCH hat zudem über 20 verschiedene Leitlinien zu wichtigen Krankheitsbildern wie etwa Unterarmfrakturen, Leistenhernien oder zum Thema Beschneidung veröffentlicht. Prävention ist ein weiteres zentrales Anliegen der DGKCH, dem sich unter anderem die AG Kinderschutz widmet. Die Kinderchirurgie hat sich als eigenes Fach aus der Erwachsenenchirurgie entwickelt. Erste Kinderchirurgen waren zunächst Chirurgen, die sich die Operationen von Kindern zur Hauptaufgabe machten.Im Jahr 1882 eröffnete in Stuttgart die erste kinderchirurgische Abteilung in Deutschland. Pioniere der Kinderchirurgie wie Professor Fritz Rehbein aus Bremen brachten das Fachgebiet mit Ideen und ihrer Operationskunst weiter. Ab den 50-er Jahren des vergangenen Jahrhunderts erzielten sie bei der Behandlung von Kindern mit bislang unheilbaren Fehlbildungen bahnbrechende Fortschritte.

Die DGKCH ist unter dem Dachverband der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie (DGCH) organisiert. Sowohl national als auch international steht sie laufend in regem wissenschaftlichen Austausch. Im Oktober 2013 richtet sie den World Congress of Pediatric Surgery (WOFAPS) in Berlin aus. Die DGKCH versteht Kinderchirurgen als Partner der Kinder, Eltern und der Kinder- und Jugendmediziner. Eine zielgerichtete und schonende Versorgung der Patienten vom Frühgeborenen und Säugling bis zum Teenager ist zudem nur möglich mit genauesten Kenntnissen der Wachstumsvorgänge, differenzierten Operationstechniken und individueller, kindgerechter Pflege und Betreuung. Dafür sorgen heute interdisziplinäre Teams aus Kinderchirurgen, Kinderärzten, Intensivmedizinern, Kinderanästhesisten, Kinderkrankenschwestern und Sozialarbeitern gemeinsam. Immer gilt es, das Zusammenspiel verschiedener Organsysteme zu berücksichtigen, die noch wachsen und reifen – zum Wohle der kleinen Patienten.


Curriculum Vitae

Professor Dr. med. Jörg Fuchs

Präsident DGKCH, Ärztlicher Direktor der Kinderchirurgie und Kinderurologie mit Poliklinik am Universitätsklinikum Tübingen

Beruflicher Werdegang:
1983–1989 Medizinstudium an der Humboldt-Universität zu Berlin, Charité
1989 Diplom und Promotion zum Dr. med. an der Humboldt-Universität zu Berlin, Charité
1989–1991 Beginn der Facharztausbildung für Kinderchirurgie an der Medizinischen Akademie „Carl Gustav Carus" in Dresden
1–6/1991 Fortführung der Weiterbildung an der Kinderklinik des Klinikums Mannheim, Tätigkeit als DFG-Stipendiat
7/1991–1/1997 Weiterbildung zum Kinderchirurgen an der Medizinischen Hochschule Hannover

Berufstätigkeit:
Seit 1997 Tätigkeit als Facharzt für Kinderchirurgie an der Medizinischen Hochschule Hannover
Seit 1998 Oberarzt an der Kinderchirurgischen Klinik der Medizinischen Hochschule Hannover
Seit 2002 Ordinarius für Kinderchirurgie am UK Tübingen (C4-Professur)
2007 Ruf auf die W3-Professur für Kinderchirurgie an die Berliner Charité, Verbleib beim UK Tübingen

Funktionen:
Seit 9/2010 Präsident der Deutschen Gesellschaft für Kinderchirurgie (DGKCH), Sitz Berlin

Preise und Auszeichnungen:
1988 „Robert-Koch-Preis" der Humboldt-Universität zu Berlin
1999 Zuerkennung des „Richard Drachter-Preises" der Deutschen Gesellschaft für Kinderchirurgie (DGKCH)
2005 Novartis-Preis in Stockholm für Kinderchirurgische Forschung der Pediatric Surgery International Research Group
2008 Verleihung des SIOP-AWARDS 2008 Berlin
2011 Stephen L. Gans Overseas Lectureship Award The Academy of Pediatrics, Section on Surgery, Boston/USA

Forschungsschwerpunkte:

  • Onkologische Chirurgie (Referenzchirurg für Lebertumoren, Nierentumoren und Weichteilsarkome der GPOH-Studien)
  • Minimal-invasive Chirurgie/Kinderurologie
  • Onkologische Forschung bei soliden kindlichen Tumoren (Drug Resistance, Molecular Imaging and Photodynamic Therapy, Tiermodelle für pädiatrische solide Tumoren, Targeting Therapy)

Professor Dr. med. Udo Rolle

Direktor der Kinderchirurgie am Klinikum und Fachbereich Medizin Johann Wolfgang Goethe-Universität, Frankfurt am Main

* 1965

Beruflicher Werdegang:
1986–1992 Studium der Humanmedizin an der Universität Leipzig
1992–1993 Arzt im Praktikum am Institut für Anatomie, Universität Leipzig
1993 Klinik und Poliklinik für Kinderchirurgie, Universität Leipzig
1993–1999 Weiterbildung an der Klinik und Poliklinik für Kinderchirurgie, Universität Leipzig
1.10.1999 Facharzt für Kinderchirurgie
1999–2000 Stationsarzt an der Klinik und Poliklinik für Kinderchirurgie, Universität Leipzig
2000–2001 Senior Researcher am Children's Research Centre, Dublin, Ireland
2001–2002 Stationsarzt an der Klinik und Poliklinik für Kinderchirurgie, Universität Leipzig
Ab 22.05.2002 Oberarzt an der Klinik und Poliklinik für Kinderchirurgie, Universität Leipzig
8/2003–12/2003 Specialist Registrar am Our Lady's Hospital for Sick Children, University College of Dublin, Ireland
Seit 1/2004 Oberarzt an der Klinik und Poliklinik für Kinderchirurgie, Universität Leipzig
Ab 4/2008 Leitender Oberarzt an der Klinik und Poliklinik für Kinderchirurgie, Universität Leipzig
Ab 11/2008 Direktor/Ordinarius für Kinderchirurgie an der Klinik für Kinderchirurgie, Universität Frankfurt


9.1.1995 Promotion Medizinische Fakultät der Universität Leipzig
„Histologische, immunhistochemische und polarisationsmikroskopische Untersuchungen am Kollagen des Ligamentum anulare im Kindesalter", magna cum laude
18.02.2003 Habilitation Medizinische Fakultät der Universität Leipzig
„Histologische, histochemische und immunhistochemische Untersuchungen der Innervation des oberen Harntraktes verschiedener Tiermodelle und beim Mensch"
20.5.2003–1.11.2008 Privatdozent, W3-Professur Kinderchirurgie, Goethe-Universität Frankfurt


Preise:

  • Marianne und Rudolf Haver Preis, Universität Greifswald, 2002
    „Histologische, histochemische und immunhistochemische Untersuchungen der Innervation des oberen Harntraktes verschiedener Tiermodelle und beim Mensch"
  • Best Oral Presentation, 1st World Congress of Paediatric Surgery, June 22-27, 2004, Zagreb/Kroatia
    "Demonstration of intrinsic innervation within the guinea pig upper urinary tract"

Publikationen:

  • 60 Originalarbeiten
  • 30 Arbeiten in Supplement-Ausgaben
  • 15 Kasuistiken
  • 10 Buchbeiträge
  • Circa 200 Vorträge und Poster

Professor Dr. med. Lucas M. Wessel

Direktor der Kinderchirurgischen Klinik, Universitätsmedizin Mannheim, Fakultät für Medizin Mannheim, Universität Heidelberg

* 1955

Beruflicher Werdegang:
1974–1981 Studium in Rijksuniversiteit te Gent, Belgien
8.7.1981 Approbation
11.7.1981 Promotion
24.8.1981–31.3.1982 Assistenzarzt an der Chirurgischen Klinik des Klinikum Duisburg bei Herrn (Professor Dr. H. Kivelitz)
1.4.1982–30.9.1986 Assistenzarzt an der Chirurgischen Abteilung des akademischen Lehrkrankenhauses Gießen in Lich (Professor Dr. V. Berndt)
1.10.1986–31.7.1990 Assistenzarzt an der Unfallchirurgischen Klinik des Schwerpunktkrankenhauses Wetzlar (Professor Dr. G. Scheuba)
Seit 6.4.1988 Arzt für Chirurgie
Seit 2.8.1989 Teilgebiet Unfallchirurgie
1.8.1990–30.11.1991 Assistenzarzt an der Abteilung für Kinderchirurgie am Zentrum für Operative Medizin I der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf (Professor Dr. K.-L. Waag) mit Oberarztfunktion
1.12.1991–31.10.2003 Oberarzt an der Kinderchirurgischen Klinik des Universitätsklinikum Mannheim, Fakultät für Klinische Medizin der Universität Heidelberg (Professor Dr. K.-L. Waag)
Seit dem 22.2.1995 Arzt für Kinderchirurgie
9.11.1998–30.4.2002 Klinisch leitender Oberarzt an der Abteilung für Kinderchirurgie, Chirurgische Klinik der Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg (Professor Dr. K.-L. Waag)
1.11.2003 Berufung auf den Lehrstuhl Kinderchirurgie der Universität zu Lübeck und Ernennung zum Universitätsprofessor
1.11.2008 Berufung auf den Lehrstuhl Kinderchirurgie der Universität Heidelberg und Ernennung zum Universitätsprofessor

9.2.2000 Habilitation, Thema: Funktionsuntersuchungen bei angeborenen und erworbenen Motilitätsstörungen des Gastrointestinaltraktes unter besonderer Berücksichtigung der perkutanen Messung
myoelektrischer Aktivität – eine klinische und tierexperimentelle Studie


Ausgewählte Publikationen:
Hagenah J, König IR, Sperner J, Wessel L, Seidel G, Condefer K, Saunders-Pullman R, Klein C, Brüggemann N. Long-life increase of substantia nigra hyperechogenicity in transcranial sonography. Neuroimage. 2010 May 15;51(1):28–32. Epub 2010 Feb 10

van den Hout L, Schaible T, Cohen-Overbeek TE, Hop W, Siemer J, van de Ven K, Wessel L, Tibboel D, Reiss I. Actual outcome in infants with congenital diaphragmatic hernia: the role of a standardized postnatal treatment protocol. Fetal Diagn Ther. 2011; 29(1):55–63. Epub 2011 Feb 3

Schaible T, Büsing KA, Felix JF, Hop WC, Zahn K, Wessel L, Siemer J, Neff KW, Tibboel D, Reiss I, van den Hout L. Prediction of chronic lung disease, survival and need for ECMO therapy in infants with congenital diaphragmatic hernia: Additional value of fetal MRI measurements? Eur J Radiol. 2011 Mar 31. [Epub ahead of print]

Maier S, Zahn K, Schaible T, Brade J, Wessel L, Reinshagen K. Preventive anti-reflux surgery in neonates with congenital diaphragmatic hernia: a single-blinded prospective study. J Pediatr Surg (2011) 46:1510–5

 

Professor Dr. med. Stuart Hosie

Chefarzt der Klinik für Kinderchirurgie, Klinikum Schwabing Klinikum München GmbH
Professor für Kinderchirurgie Klinikum Rechts der Isar, Technische Universität München

* 1962

Beruflicher Werdegang:
1981–1987 Studium der Humanmedizin: Medizinische Fakultät der Universität „Nueva Granada" „Escuela Militar de Medicina y Ciencias de la Salud" Santa Fé de Bogotá/Kolumbien
1986–1987 Praktisches Jahr Bezirkskrankenhaus, Madrid, Cundinamarca/Kolumbien Zentrales Militärkrankenhaus „Hospital Militar Central", Santa Fé de Bogotá/Kolumbien
6/1987 Kolumbianische Approbation als Arzt
10/1987–5/1988 Tätigkeit als Praktischer Arzt Puerto Wilches, Barrancabermeja, Santander/Kolumbien
11/1988–9/1989 Hospitation Forschungslabor der Kinderchirurgischen Klinik, Universitäts-Klinikum Eppendorf, Universität Hamburg (Professor Wolfgang Lambrecht, PD Dr. Dietrich Kluth)
10/1991 Deutsche Approbation als Arzt Regierungspräsidium Düsseldorf,
2/1995 Promotion Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg: „Grundlagen zur Bedeutung der Androgenrezeptoren beim Descensus testis im Kindesalter"

Tätigkeiten als Assistenzarzt:
10/1989–11/1991 Kinderchirurgische Abteilung, Medizinische Einrichtungen der Heinrich-Heine-Universität, Düsseldorf (Professor Dr. med. Karl-Ludwig Waag)
12/1991–3/1994 Kinderchirurgische Universitätsklinik, Klinikum Mannheim
5/1995–6/1996 Fakultät für Klinische Medizin Mannheim der Universität
7/1997–4/1998 Heidelberg (Professor Dr. med. Karl-Ludwig Waag)
4/1994–4/1995 Universitätsklinik für Allgemeinchirurgie, Klinikum Mannheim, Fakultät für Klinische Medizin Mannheim, Universität Heidelberg (Professor Dr. med. Michael Trede)
7/1996–6/1997 Universitäts-Kinderklinik, Klinikum Mannheim, Fakultät für Klinische Medizin Mannheim, Universität Heidelberg (Professor Dr. med. K. H. Niessen)
11/1997 Anerkennung als Facharzt für Kinderchirurgie Landesärztekammer Baden-Württemberg


Tätigkeiten als Oberarzt:
12/1997–4/1998 Kinderchirurgische Universitätsklinik, Klinikum Mannheim, Fakultät für Klinische Medizin Mannheim, Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg
Seit 5/1998 ebendort Oberarzt
5/1998–5/2002 ebendort Leiter des Funktionsbereichs Neugeborenenchirurgie
Seit 5/2002 ebendort Leiter des Funktionsbereiches Kinderurologie
7/2003 Habilitation
Venia legendi für das Fach Kinderchirurgie, Fakultät für Klinische Medizin Mannheim, Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg

Klinische Schwerpunkte:

  • Kinderurologie
  • Neugeborenenchirurgie
  • In Kooperation mit Kinderklinik, Frauenklinik und Institut für Radiologie: pränatale Beratung und Therapieempfehlungen bei diagnostizierten Fehlbildungen
  • Chirurgische Therapie des Kurzdarmsyndroms
  • Minimal-invasive Chirurgie, insbesondere Korrektur der Trichterbrust