Dissertationen und Habilitationen

2021
  • Habilitation
Stellenwert von Neutrophilen Granulozyten und Neutrophil Extracellular Traps in Pathogenese, Diagnostik und Therapie der Nekrotisierenden Enterokolitis
Michaela Klinke
UKE
Die nekrotisierende Enterokolitis (NEC) ist eine der schwerwiegendsten
Erkrankungen des Neu- und insbesondere Frühgeborenen. Sie stellt den häufigsten gastrointestinalen Notfall der neonatalen Medizin dar. Die Erkrankung kann fulminante Verläufe einnehmen und eine hohe Morbidität und Mortalität des Patienten bedingen. Im Rahmen der progessiven Enterokolitis kommt es zu einer schweren Sepsis mit Durchwanderungsperitonitis und Darmperforation bis hin zum
Tod. Insbesondere die Notwendigkeit einer Darmresektion geht mit der Entstehung eines Kurzdarmes einher und bedeutet für den Patienten eine erhebliche Limitation seiner Lebensqualität und -erwartung. Eine frühzeitige Diagnosestellung und Einleitung einer adäquaten Therapie ist zur Abwendung kritischer Verläufe mit chirurgischer Interventionsnotwendigkeit unerlässlich. Die vorliegende Arbeit befasst
sich mit dem Stellenwert der Neutrophilenaktivierung und Neutrophil Extracellular Traps (NETs) in der Pathogenese der Erkrankung, deren Diagnostik und Therapie sowie mit einer Optimierung der Translation von der „Bench“ zur „Bedside“.
Im ersten Teil der Arbeit wurde die Pathogenese der Erkrankung untersucht. Hierbei konnte nachgewiesen werden, dass die Neutrophil Extracellular Traps (NETs) als Effektorfunktion der Neutrophilen Granulozyten an der Entstehung und Ausprägung der Nekrotisierenden Enterokolitis sowohl im murinen Modell als auch beim Menschen beteiligt sind. Darüber hinaus konnte gezeigt werden, dass die
Serummarker der NETs Formation prädiktiv für die Erkrankung sind und so einen Einsatz in der frühzeitigen Diagnostik finden könnten.
Im zweiten Teil der Arbeit wurde auf den Erkenntnissen des ersten Teils aufbauend ein therapeutischer Ansatz im Tiermodell etabliert, welcher durch ein Abmildern der überschießenden Immunantwort mittels Degradation der extrazellulären DNA fulminante Verläufe der Nekrotisierenden Enterokolitis im Tiermodell effektiv
verhindert. Aufgrund der unzureichenden Translation von Erkenntnissen aus der murinen NEC Forschung auf den humanen Patienten wurde im dritten Teil der Arbeit nachgewiesen, worin signikante Unterschiede zwischen den bekannten murinen NEC Modellen und der humanen NEC liegen. Aufbauend auf diesen Erkentnissen wurde ein optimiertes physiolgischeres murines NEC Modell etabliert, um so eine
bessere Translation zu ermöglichen und die Behandlung der humanen Patienten tatsächlich voranzubringen.
Zum besseren Verständnis der Erkentnisse wurde im letzten Teil der Arbeit aufgezeigt, dass die inflammatorische Nekrotisierendere Enterokolitis und die Nekrotisierende Enterokolitis eines Patienten mit relevanten kardialen Co-Morbiditäten nicht die gleiche Entität aufweisen und hier die Serummarker der NETs Formation zur schnelleren und sicheren Diagnosfindung beitragen könnten.
Die Ergebnisse dieser Habilitationsschrift sind von hohem wissenschftlichen Interesse und bilden die Grundlage einer Translation in die Humanmedizin mit Etablierung neuer diagnostischer und therapetischer Ansätze zur Verbesserung des Outcomes von Neu- und Frühgeborenen mit Nekrotisierender Enterokolitis. Der Einsatz neuer Serummarker in der Diagnostik sowie ein Ergänzen der bisherigen
konservativen Therapiemöglichkeiten könnte die Lebensqualität und Prognose der betroffenen Patienten nachhaltig verbessern.