Operation oder Infekt? Herbst droht mit Wettbewerb um Klinikbetten für Kinder

Berlin, den 25. Oktober 2022 – Für den Herbst ist eine Verschärfung der stationären Versorgungslage von Kindern und Jugendlichen zu befürchten. Kinder, die dringende Operationen benötigen, müssen dann mit Kindern, die schwere Infektionen haben, um ein Klinikbett konkurrieren.

Verantwortlich sei vor allem der Pflegenotstand. Die Deutsche Gesellschaft für Kinderchirurgie (DGKCH) appelliere an die Politik, hier für Abhilfe zu sorgen, so Dr. Joachim Suß, Pressesprecher der DGKCH und Chefarzt der Kinderchirurgie im Katholischen Kinderkrankenhaus Wilhelmstift in Hamburg.  

Die von der „Regierungskommission für eine moderne und bedarfsgerechte Krankenhausversorgung“ eingesetzte Arbeitsgruppe „Pädiatrie und Geburtshilfe“ hat bereits im Juli in einer Stellungnahme eine gute Personalausstattung rund um die Uhr für eine hochwertige Versorgung und zur Vermeidung von Personalüberlastung als „essenziell“ bezeichnet. Eine Zusammenarbeit oder Zusammenlegung kleinerer Abteilungen könne die individuelle Arbeitslast verringern.

„Das löst aber nicht das Kernproblem. Nach der Umstellung der Pflegeausbildung 2020 kann man sich nicht mehr sofort auf die Kinderkrankenpflege spezialisieren, sondern erst später im dritten Ausbildungsjahr oder danach. Das ist für viele nicht motivierend, die diesen Beruf eigentlich ergreifen wollen“, sagt Suß.

Kritisch ist auch das Finanzierungssystem. Die derzeitigen Fallpauschalen im stationären Bereich (DRGs) bilden die Besonderheiten der operativen und konservativen Kindermedizin nicht ausreichend ab. Kinder und ihre Eltern stellen im Vergleich zur Erwachsenenmedizin einen hohen Personal- und Betreuungsaufwand dar. Mit den bestehenden DRGs können Kinderkliniken nicht kostendeckend arbeiten.

Die amtierende Bundesregierung hat schon im Koalitionsvertrag versprochen, für eine bedarfsgerechte Finanzierung der Pädiatrie, einschließlich der Kinderchirurgie zu sorgen. Die Arbeitsgruppe der Regierungskommission empfiehlt, ab Januar 2023 zusätzliche finanzielle Mittel zur Verfügung zu stellen. Suß: „Das geht in die richtige Richtung. Diese Mittel muss man dann aber auch genau dort einsetzen, wo sie am meisten fehlen, nämlich beim Personal.“

Bundesgesundheitsminister Lauterbach gibt zu: „In der Pädiatrie, der Kinderchirurgie und der Geburtshilfe ist die Not groß. Deshalb danke ich der Kommission für die gute Arbeit… Mit der Übergabe der Stellungnahme beginnt nun der politische Prozess.“ Die DGKCH bietet dazu begleitend gerne ihre Expertise an.


Die Deutsche Gesellschaft für Kinderchirurgie

Gegründet im Jahr 1963, schafft die Deutsche Gesellschaft für Kinderchirurgie (DGKCH) bis heute die Grundlagen für eine bestmögliche kinderchirurgische Versorgung in Deutschland. Dazu gehören die Neugeborenenchirurgie, die allgemeine Kinderchirurgie und Kindertraumatologie wie auch die Kinderurologie. Die DGKCH vertritt das Fach in allen wissenschaftlichen, fachlichen und beruflichen Belangen. Derzeit praktizieren hierzulande Fachärzte für Kinderchirurgie in 131 kinderchirurgischen Kliniken und Abteilungen. Kinderchirurgie gehört in die Hände von Kinderchirurgen. Denn ihre Patienten sind keine kleinen Erwachsenen.

 
Pressekontakt:

Deutsche Gesellschaft für Kinderchirurgie e.V. | Pressestelle                                          

Dr. med. Joachim Suß                                                                                                                                                    Holger Wannenwetsch
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